MIRIAM: IT’S A QUEER WORLD

BUSENFREUND*INNEN // BOSOM BUDDIES:
PRIDE MONTH SPECIAL PART II.

Ich bin queer. Um ehrlich zu sein bin ich auch immer müde, aber das ist eine andere Geschichte. Ich bin queer, weil das für mich bedeutet der Welt sagen zu können, dass ich nicht hetero bin, aber es bedeutet auch dass ich nicht spezifizieren muss, welche Art von „nicht hetero“ auf mich zutrifft, was mir an dem Label sehr gefällt. Ich bin mit nicht-diagnostiziertem ADHS großgeworden, was hieß dass mich andere eh oft als queer (schräg) bezeichnet haben und jetzt kann ich diese Bezeichnung neu für mich beanspruchen.
Als Kind hab ich gedacht, alle sind queer. Natürlich hatte ich nicht die Worte um diese Gedanken auszuformulieren, aber sich in Menschen aller Gender verlieben zu können hat einfach Sinn gemacht, also dachte ich alle machen das.
Das kam keinesfalls daher, dass ich in einem progressiven, offenen Umfeld aufgewachsen bin. Eher im Gegenteil. Meine Familie ist katholisch und es hieß immer Hände gehören auf und nicht unter die Bettdecke und Sex ist nur innerhalb einer Ehe erlaubt und sowieso nur zum Babys-Machen. Warum habe ich also geglaubt, die ganze Welt sei queer? Im Folgenden werde ich versuchen, Dir meine Gedankengänge aufzuzeigen: 




I identify as queer. Well, actually I mostly identify as tired, but that’s a whole other story. I identify as queer because it means I get to tell the world I am not straight, but it also means I don’t have to specify what kind of not straight and I really like that. Also, growing up with undiagnosed ADHD meant people called me queer in the meaning of weird and I like getting to reclaim that term. 
As a child, I grew up thinking everyone was queer. Obviously, I didn’t have the vocabulary to voice those thoughts, but being in love with all genders, just made sense to me and I thought everyone was like that.
This was not because I grew up in an extremely progressive and open minded family. Quite the opposite, actually. I was raised in a Catholic, hands above the blankets, sex is for after marriage and exclusively for baby making household. So why did I think the whole entire world was queer? Well, let me take you through my thought process:
Mit etwa neun oder zehn hab ich mich zum ersten Mal verliebt. Hauptsächlich in irgendwelche Stars, diese Art von distanzierter, safer Träumerei die viele von uns wahrscheinlich kennen. Ich habe angefangen darüber nachzudenken wie es wäre eine Person zu küssen, wie es sich wohl anfühlen würde. Weil diese Dinge Zuhause nicht thematisiert wurden, war ich auf mich alleingestellt wenn es darum ging herauszufinden, wie Babys gemacht werden; alles was ich wusste war, dass dies erst nach der Heirat passiert. Ich bin mir nicht sicher, ob Liebe bei diesen Überlegungen für mich überhaupt ein Faktor war, aber rückblickend würde ich sagen, dass dem vermutlich nicht so war.

Jedenfalls habe ich früher mit meiner Mutter eine australische Serie namens The Flying Doctors geschaut (ja, ich bin sehr alt, google die Serie, sie ist großartig). Meine Mama hat für Dr. Geoff geschwärmt und ich für Dr. David – soweit, so gut. Ich war aber auch in ein Pärchen verliebt, Sam und Emma. Sam war ein Pilot und Emma eine Mechanikerin und beide waren wunderschön. Als ich ins Teenager-Alter kam, ist meine Faszination für Mädchen und Jungen geblieben. Über die einen habe ich gesprochen, über die anderen nicht.
Mein Grund dafür: alle sind in alle verknallt, aber wir reden immer nur über Mädchen und Jungen weil nur diese zur Ehe und Kindern führen können, also einfach entscheidender sind.
Mir ist klar, dass das nicht stimmt, aber als Kind wusste ich das nicht und in meinem Kopf hat es Sinn gemacht. Neulich habe ich lustiger weise ein TikTok gesehen, wo eine Person beschrieben hat, dass es ihr früher genauso ging wie mir. Die Person ist auch neurodivergent, so wie ich, also vielleicht hat es etwas damit zutun. 




When I was about nine or ten, I started having crushes. On celebrities, mostly, the kind of dreamy and safe crushes most of us are familiar with. I started thinking about kissing, wondering how that would feel. Because those things weren’t talked about in my home, I was left to figure things out on my own. I knew how babies were made and I knew that was something you did after you’d married. I’m not sure if I ever connected love to that whole process, but looking back, I think not. 

Anyway, I used to watch an Australian TV series called The Flying Doctors with my mum (yes, I’m very old, look it up, it’s wonderful). My mum had a crush on Dr. Geoff, I had a crush on Dr. David, so far, so good. But I also had a crush on a couple, Sam and Emma. Sam was a pilot, Emma a mechanic and they were both beautiful. When I became a teenager the crushes on both boys and girls stayed. I talked about one, but not about the other.
My reasoning: everybody has crushes on everybody, but we only talk about boy/girl crushes because they are the only ones who can lead to marriage and babies and therefore they are more important.
Yes, I realise this is not true, but as a child I did not know that, so this made perfect sense to me.
Funnily enough, I recently saw someone on TikTok who grew up thinking exactly this and she was also neurodivergent like me, so maybe that has something tot do with it.
Jahrelang habe ich glücklich in diesem Glauben gelebt. Kichernd mit Freund*innen über Jungs zu reden und meine Gefühle für Mädchen zu verbergen war normal, weil ich dachte alle machten das so. Bis ich dann ein paar queere Bücher gefunden habe. Ich habe schon immer viel gelesen, hauptsächlich Abenteuergeschichten, Bücher über Sport und so Zeug. Aber als ich zwölf war entdeckte ich Judy Blume und Aidan Chambers. Erstere brachte mir bei wie man masturbiert, letzterer zeigte mir, dass manche doch offen über ihre gleichgeschlechtliche Liebe sprachen.
Diese Erkenntnisse haben mich völlig umgehauen. Trotzdem reden wir hier ja über Bücher und Bücher sind nicht das echte Leben. Deswegen hab ich weiter meinen Mund gehalten. Mit den Jahren habe ich mehr und mehr queere Bücher entdeckt, ein paar queere Charaktere in Filmen und Serien und ich hatte in der Schule einen Freund der schwul war. Als ich also mit dem Studium begann, war es normal für mich über gleichgeschlechtliche Liebe zu sprechen. Als ich aber endlich über meine Liebe zu anderen Frauen sprach, nahm mir niemand ab, dass ich queer bin. Dieses Mädchen in einer hetero Beziehung mit einem coolen Typen konnte doch nicht queer sein? Es hat mich nicht gestört, sollen andere doch denken was sie wollen.
Ich habe auch nie das Bedürfnis gegenüber meiner Familie ein Coming-Out zu haben. Heterosexuelle Menschen müssen das ja auch nicht kundtun, also warum sollte ich das müssen? Ich weiß, dass es ein großes Privileg ist und ich bin dafür sehr dankbar. Ich habe allerdings das Bedürfnis gehabt, eine Regenbogenflagge in meine Bios auf Social Media zu packen. Grund dafür: Ich hatte keinen Bock mehr, dass Leute mich als „diese hetero Frau die queere Bücher schreibt“ sahen. Falls Du selbst queere Bücher liest, bitte erwarte nicht dass die Autor*innen offen über ihre eigene Sexualität sprechen. Das ist übergriffig und seltsam von Fremden zu erwarten.

Jedenfalls schließt sich dieses Jahr der Kreis. Ich habe das queerste aller queeren Bücher geschrieben. Es geht um ein Mädchen mit ADHS, die mit ihrer Mutter und ihren zwei Vätern in einem Leuchtturm wohnt; noch dazu ist es eine The Flying Doctors Fanfiction. Meine ersten Crushes sind jetzt in einem von mir geschriebenen Buch verewigt. Ich bin etwas nervös, denn die Niederlande (wo ich herkomme) sind ein homophobes Land. Aber ich freue mich auch sehr, dass ich diese Geschichte mit der Welt teilen darf und dass ich Teil des wunderbaren Regenbogens bin, der die LGBTQIA+-Community ist. Und tief in mir drin halte ich an dem Glauben fest, dass alle (zumindest ein bisschen) queer sind.
//M.




For years I lived my life happily. Giggling about boys with my friends and keeping my girl crushes to myself, because I thought that’s what everyone was doing. Until I got my hands on some queer books, that is. I’ve always read a lot, mostly adventure books, books about sports and stuff like that. But when I was about twelve I discovered Judy Blume and Aidan Chambers. The first taught me how to masturbate, the second taught me some people do speak about their same sex crushes. Needless to say, my mind was blown. Still, this was books we’re talking about and books are not real. So I kept my mouth shut. Over the years I discovered more queer books, some queer characters in films and television and I had a gay friend in high school. So by the time I started college talking about same sex relationships was pretty normal in my life. But when I finally did start talking about my love for women, nobody saw me as a queer person. Surely the straight presenting girl with the cool boyfriend couldn’t be queer? It never bothered me, I just let them think what they wanted. 
I never felt the need to come out to my friends and family. Straight people don’t come out, so why should I? I know that not having to come out is a privilege, one that I am thankful for. I did, however, feel the need to add a rainbow flag to my social media profiles. The reason: I was tired of people calling me ‘a straight lady who thinks she can write queer books’. If you’re a reader of queer books, please don’t expect authors to reveal their sexuality to you. It’s weird and none of your business. 

Anyway, this year everything comes full circle. I have written the queerest of queer books. It is about an ADHD girl, who is living in a lighthouse with her mum and two dads, but it’s also The Flying Doctors fan fiction. My first crushes are now in a book that I wrote. Yes, I am nervous about it, because The Netherlands is a homophobic country. But I am also excited that I get to share this story with the world and be a part of the beautiful rainbow that is the LGBTQIA+ community. And deep in my heart I still believe that everyone is (at least a little) queer.
//M.

Name: Miriam (sie/ihr)
Alter: 43
Körbchengröße: 75D
Sternzeichen: Steinbock
Momentaner Lieblingssong: Blurry Eyes – Michael Patrick Kelly
Wenn ich ein Tier wäre, dann wäre ich: eine Schildkröte
Drei Dinge, die ich nicht mag: Homophobie, Rassismus, Ableismus (aber wenn es nicht so ernst sein soll: Sauerkraut, Regen und die Farbe Beige).




Name: Miriam
Age: 43
Cup Size: 75D
Zodiac Sign: Capricorn
Current favourite tune: Blurry Eyes – Michael Patrick Kelly
If I were an animal, I would be: a turtle
Three things I do not like: homophobia, racism, ableism (but if you’re looking for funner things: sauerkraut, rain and the colour beige).

Miriams Buch gibt es (bisher) nur auf Niederländisch, aber falls Du es Dir näher anschauen willst, kannst Du das HIER tun. Es wird am 20.06.23 veröffentlicht!




Miriam’s book is only available in Dutch (for now), but if you want to check it out, you can do so HERE. It will be published on 20th June 2023!

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